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Autor: Harald Schendera
Datum: 13.03.2013
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Strahlungsfreie Skoliosemessung

Ist eine Skoliosetherapie ohne Röntgenaufnahmen möglich? Sicher sind bei der Behandlung der idiopathischen Skoliose zeitweise immer wieder Röntgenaufnahmen unumgänglich, um die Situation eindeutig darzustellen. Es stehen allerdings auch andere technische Möglichkeiten zur Verfügung, um die Wirbelsäule zu vermessen. Durch den Einsatz von alternativen Diagnoseverfahren sinkt die Belastung des Patienten durch Röntgenstrahlen erheblich.

Skoliose - was ist das? Woran erkennt man eine idiopathische Skoliose? Bei einer seitlichen Abweichung der Wirbelsäule von der Längsachse spricht man von Skoliose. Des Weiteren kommt es zu einer zusätzlichen Verdrehung der Wirbel um die Längsachse. Hinzu kommen Verformungen der Wirbelkörper. Von einer idiopathischen Skoliose spricht man, wenn man die Ursache der Skoliose nicht kennt.

Gibt es alternative Diagnoseverfahren ohne Röntgen? Verschiedene topografische Verfahren, die die anatomische Oberflächenstruktur (Morphologie) in viele unterschiedliche Parameter umrechnen, werden zur Diagnose der Skoliose eingesetzt. Mithilfe dieser Parameter lassen sich Rückschlüsse auf die wirkliche Situation der Wirbelsäule ziehen.

Mithilfe der gewonnenen Daten lassen sich z.B. der sogenannte Kyphosewinkel beim Krankheitsbild Morbus Scheuermann ableiten. Auch den Skoliosewinkel nach Cobb kann man auf diese Weise ermitteln. Der US-Amerikaner Dr. John Robert Cobb leitete in den 1930-er Jahren als Chirurg und Orthopäde eine Spezialklinik für Skoliose-Patienten in New York.

Auch Beinverkürzungen, den Grad eines Beckenschiefstands sowie eine Beckenverwringung können geschulte Personen durch diese topografischen Verfahren ermitteln und grafisch darstellen. Die Abweichung der auf diese Weise errechneten Ergebnisse von den röntgenologischen Werten istminimal.

Es bedeutet, dass erfahrene Ärzte, Physiotherapeuten und Orthopädietechniker anhand dieser Verfahren ungefähr den selben Cobb-Winkel ermitteln können, wie es mithilfe eines Röntgenbildes möglich ist. Es bedeutet auch, dass Patienten mit Skoliose nicht so häufig geröntgt werden müssten, als diese vielleicht denken.

Keine Strahlenbelastung bei der Ermittlung des Cobb-Winkels

Um Werte zu den Krümmungen der Wirbelsäule zu ermitteln, gibt es neben den hochtechnischen Geräten noch andere effektive Methoden. So zählt z.B. das sogenannte Skoliometer nach Bunnell zu einem der wichtigsten klinischen Messgeräte, um ohne Strahlenbelastung Erkenntnisse über den Cobb-Winkel zu gewinnen. Dieses handliche Gerät wurde in den 81980-er Jahren von Dr. William P. Bunell erfunden.

Das Skoliometer funktioniert ähnlich einer Wasserwaage. Die Messung erfolgt, indem man es einfach auf die von der Fehlstellung betroffenen Wirbelsäulenabschnitte legt. Mithilfe einer von Bunnell entwickelte Skala lassen saich anhand des ermittelten Wertes Rückschlüsse auf den Cobb-Winkel ziehen. Die Anwendung eines Skoliometers ist verglichen mit den hochtechnischen Geräten denkbar einfacher:

Mit ausgestreckten Beinen beugt sich der Patient einfach nach vorn. Die Erhebungen und Absenkungen werden so am deutlichsten sichtbar, und ein Arzt oder Therapeut mit Erfahrung kann daraus die Diagnose erstellen. Die beschriebene Haltung nennt man auch den Vorbeugetest nach Adams. William Adams war ein englischer Mediziner, der im 19. Jahrhundert lebte.

Der Vorbeugetest nach Adams (Adams-Test) wird bei Untersuchungen von Skoliosepatienten immer angewendet, da er sehr aussagekräftig ist. Die Messungen mit dem Skoliometer sollten immer vom selben Behandler ausgeführt werden, um zu starke Messfehler zu vermeiden. Übrigens muss man auch bei Röngenaufnahmen Messtoleranzen von durchschnittlich 5 Grad einkalkulieren.

Topografische Systeme können also, genau wie klinische Messgeräte, den Verlauf einer Behandlung gut dokumentieren, ohne die Patienten zusätzlich mit Röntgenstrahlen zu belasten.

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