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Infos zum Artikel
Autor: |
Leif Cornelissen |
Datum: |
30.08.2011 |
Views: |
5074 |
Bewertung
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Didaktik der Erlebnispädagogik |
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AERA/ AERT: Anreiz, Erlebnis, Reflexion, Anschluss (oder Transfer)
Ein einfaches, plausibles theoretisches Modell um die Didaktik der Erlebnispädagogik zu verdeutlichen ist das AERT / AERA- Modell. Die didaktische Reihe wird in Anreiz, Erlebnis, Reflexion und Transfer / Anreiz „aufgespalten“.
Natürlich ist auch dieses Modell nicht streng dogmatisch zu verstehen, hilft aber beim theoretischen Verständnis von (erlebnis-)pädagogischen Lernprozessen.
Anreiz:
Da erlebnispädagogische Lernprozesse idealerweise intrinsisch motiviert sind, also vom Subjekt gewollt und beabsichtigt, wird ein Anreiz von außen gesetzt. Man könnte auch sagen „Appetit machen“ oder unpädagogischer: Es wird etwas möglichst gut verpackt und verkauft! Eine Art Spannungsbogen wird aufgebaut und somit dafür gesorgt, dass jede/r einzelne für sich dem bevorstehenden Ereignis positiv und mit einer gewissen Grundspannung entgegen sieht. Wichtig dabei ist, dass hier keine Überforderung (Man wirft Menschen mit Höhenangst nicht gleich aus Flugzeugen!) oder Unterforderung (Laaangweilig) kommuniziert wird. Für uns entscheidend ist ein geeignetes, passendes Setting damit Anreize entstehen und gedeihen können.
Erlebnis:
Das Kernelement. Deswegen hier auch die wenigsten Worte. Die Dosis machts!
Reflexion:
Sehr umstritten und viel diskutiert. Die eine Seite sagt, die Reflexion ist der wichtigste Teil um eine Nachhaltigkeit (Transfer) zu schaffen, die andere Seite lehnt gesteuerte Reflexion komplett ab. Auch hier ist situatives Handeln gefragt: Nach einem spannenden Erlebnis will Mensch einfach irgendwann darüber reden, sich austauschen, von den eigenen Gefühlen berichten, allerdings nicht alle… Das Lagerfeuer oder gemütliche Zusammensein ist ein ideales, ungezwungenes Medium dazu. Eine „künstliche“ Reflexion im direkten Anschluss an ein Highlight, am besten mit Hunger und Durst und völlig aufgedrehten Menschen dürfte eher sinnlos sein. Wichtig ist, die Reflexion nicht um ihrer selbst willen aufzudrängen. Reflexion soll das Erlebte noch einmal mit einer gewissen Distanz „verdauen“ lassen, mit anderen Erfahrungen und Berichten abgleichen, Selbst- und Fremdwahrnehmung vergleichen und Gelegenheit geben, sich klar zu werden was man eigentlich gerade geleistet hat und auch wo die eigenen Grenzen waren und ob und wie diese Überwunden werden konnten. Reflexion kann in der Gruppe stattfinden, aber oft auch alleine und im eigenen Kopf. Viele Erlebnispädagogen halten die Reflexion für ein unumgängliches Element. Ich würde behaupten, die Reflexion findet so oder so statt, wenn das Erlebnis angemessen dosiert war. Im Kopf, im Zweiergespräch oder Tage später beim Bericht unter Freunden oder der Familie.
Transfer:
Der Transfer bezeichnet die Umsetzung des Erlebten. Beispiel: Eine eigene Grenze (Angst) wurde überschritten und erweitert und in das „Alltagsleben“ übertragen. In diesem Fall etw gesteigerter Selbstvertrauen und das Bewusstsein dass Mensch oft mehr leisten kann als er/ sie sich vorstellt. Platt gesprochen wird so beispielsweise Prüfungsangst „besiegt“, weil der Mensch sich (bewusst oder unbewusst) an das eigenständige Überwinden der Angst im erlebnispädagogischen Feld erinnert. Anderes Beispiel: Nach einer erlebnispädagogischen Klassenfahrt steht eine Klasse plötzlich als Gruppe da und nicht mehr als Haufen einzelner Grüppchen und Individuen, weil gemeinsam Erlebtes und Geleistetes stolz macht und verbindet!
Anschluss:
Bei unseren Überlegungen dieses Vierschritts haben wir aus systemischer Sicht den Begriff "Transfer" mit "Anschluss" (Viabilität) ersetzt. Letztendlich bekommen wir ein wenig Bauchschmerzen wenn Erlebnispädagogik auf eine linear-kausale Wirkkette reduziert wird. Z.B.: Ich geh am Kletterfels an meine Grenzen und bin hinterher automatisch mutiger. Das kann sein, muss aber nicht! Letztendlich meinen wir, dass da nix "transferiert" wird, sondern je nach Person und Situation und Setting können Anschlüsse an das Erlebte erfolgen. Frei nach Heinz von Foerster: Die Bedeutung des Erlebten bestimmt IMMER der Empfänger/ die Empfängerin. Und nie die Erlebnispädagogin!.
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