Artikel veröffentlichen Meistgelesene Artikel Bestbewertete Artikel Artikel abonnieren

Infos zum Artikel
Autor: Andreas Mettler
Datum: 24.10.2012
Views: 2129
Bewertung
Bisher nicht bewertet
Bewertung des Artikels
Durchschnittlich 0 von 5
bei 0 Bewertung(en)

Worauf man sich verlassen kann

Die Vorabendserien des deutschen Fernsehens haben einen zwiespältigen Ruf. Für ihre Anhänger ist ein Leben ohne die Abenteuer ihrer Lieblingshelden gar nicht mehr vorstellbar. Für die Kritiker sind diese Serien nichts weiter als eine Berieselung mit flachen Handlungen, Charakteren aus dem Klischeebuch und insgesamt eine Art der Volksverdummung. Die Lager sind hier ziemlich gespalten. Ganze Diplomarbeiten sind schon über die Wirkung und vor allem die Auswirkung der Telenovelas, so der eigentliche Fachausdruck, geschrieben worden. Man kann beide Seiten verstehen, wenn sich dem Thema einmal neutral nähert. Auf der einen Seite steht die einfache Handlung, die in mehr oder weniger gleichen Mustern abfolgt und über viele Folgen hinweg einen Handlungsstrang aufbaut und abarbeitet.

Die sogenannte Flachheit der Handlung ist der Tatsache geschuldet, dass die Auswahl an geeigneten Stoffen relativ klein ist. Der durchschnittliche Zuschauer der Serien möchte gar keine hochkomplexe Handlung. Ihm ist es wichtig, dem Schicksal der Figuren folgen zu können, die, und hier liegt der eigentliche Kick dieser Formate, stellvertretend für den Zuschauer durch das Leben gehen. Hier werden Schicksalsschläge verarbeitet, Freude und Leid liegen dicht beieinander. Hier spielt sich konzentriert auf kleinstem Raum das ab, was dem Zuschauer nur über einen langen Zeitraum hinweg oder am besten gar nicht zustößt. Fremdschämen aber auch Fremdleiden sind hier die Stichwörter. Man ist nach dem Genuss der Sendung froh, dass man selber ein eher unaufgeregtes Leben hat und sich nicht mit solch dramatischen Problemen herumschlagen muss. Alles was zählt bedeutet, sich mit dem Schicksal der Filmfiguren auseinandersetzen zu können und sich nicht mit dem eigenen Schicksal belasten zu brauchen. Das ist für viele Menschen eine Art Anker und ein Schutz, der davor bewahrt, durch eigene Schicksalsschläge im Leben aus der Bahn geworfen zu werden, oder die eigenen Erlebnisse neu zu bewerten. Viele vermeintlich pechschwarze Episoden im Leben werden durch die Teilhabe an dem Schicksal der Fernsehfiguren plötzlich hellgrau und sind nicht mehr so furchteinflößend.

Top 5 Meistgelesen







 

Top 5 Bestbewertet










Copyright © 2006-2024 - stgp.org  |  Impressum | Datenschutz