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Autor: Thomas Krabusch
Datum: 07.10.2012
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Sichtweisen der Pest

Die Pest hat in ihren Zügen durch Europa sehr viele Menschen getötet. Dabei war es ihr egal welcher Religion sie gerade angehörten, ob Christ oder Muslime. Weder die eine noch die andere Gruppe konnte die Krankheit wissenschaftlich erklären, doch erklärt werden musste das Phänomen. Wie sahen die unterschiedlichen Deutungsversuche nun aus? Beide glaubten, was blieb ihnen auch anderes übrig, die Strafe käme von Gott, nur die Motivlage war eine andere. Da die Muslime glaubten Gott strafe jeden einzelnen Menschen persönlich mit dieser Seuche, mussten sie diese natürlich mit Resignation, Demut eigentlich gar mit Freude aufnehmen. Gläubige erhielten mit dem Tod durch die Pest auch den sofortigen Eintritt ins Paradies, ähnlich als wäre einer von ihnen auf dem Schlachtfeld gestorben. Da Gott sich seine „Zielpersonen“ selbst aussuchte durfte es die Möglichkeit einer Ansteckung auch gar nicht geben, diese Form der Ausbreitung wurde klar negiert, denn das hieße übersetzt ja, dass es auch zufällig Erkrankte hätte geben müssen.
Die Christen haben den persönlichen Aspekt herausgenommen und die Seuche als allgemeine Strafe gegen alle gerichtet deklariert. Im Osten konnte man die Strafe noch ob der vielen Heterodoxien und der Nähe zum Islam deuten, folgerichtig konnte nur eine Marschrichtung hin zu mehr Spiritualität, Mystizismus und orthodoxerem Glauben einen sichtbaren Erfolg versprechen. Die einzigen, die sprachlos und unschlüssig reagierten waren die westlichen Christen. Die westliche Christenheit war immerhin die „Richtige“, die einzig wahre Christenheit. Wie konnte Gott also Menschen des wahren Glaubens einfach so der Seuche anheim fallen lassen? Die Suche nach einem Fehler, einem unsichtbaren Feind oder einem Mythos, den man noch nicht verstand, begann und trieb die makabersten Blüten, denn der Mensch war von der Kirche, ob ihrer allgegenwärtigen Ohnmacht, allein gelassen und auf sich gestellt.

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