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Autor: Thomas Krabusch
Datum: 01.05.2012
Views: 2125
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Reaktionen auf die Pest

Als die Pest das mittelalterliche Europa erreichte muss das für die Menschen wie die unwiederbringliche Apokalypse gewesen sein. Familie, Freunde und Nachbar fielen einfach um und starben unter entsetzlichen Qualen. Was mochte in den Menschen, Betroffene wie Überlebende vorgegangen sein? Antworten darauf sind wohl eher spärlich gesät, doch wie wurde offiziell darauf reagiert? Über die Krankheit wusste man nichts, trotz allem musste natürlich etwas unternommen werden. Zuerst versuchte man die Seuche zu kontrollieren, in dem man Ausgänge wie Eingänge von Menschen und Waren in die Städte begrenzte und auch Quarantänemaßnahmen durchführte. Außerdem war es wichtig Schuldige für das Unheil zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Nach damaligen Vorstellungen entstand die Krankheit durch Infektion der Umwelt, genauer gesagt durch „schlechte“ Luft. So wurde alles aus der Stadt geworfen, was stank. Gerber und Ledermacher mussten ihre Arbeit aufgeben und menschliche Abfälle von den Straßen und Abflüssen entfernt werden. Auch moralische Aspekte flossen in dem Kontext mit ein. Denn solcherart verseuchte Menschen, Prostituierte und Vagabunden waren hierfür prädestiniert, mussten etwas mit der Seuche zu tun haben. Darüber hinaus war es in solchen Situationen immer angesagt vermehrt Heilige zu verehren und ihnen vielleicht auch das eine oder andere neue Bauwerk zu weihen. Bei der Pest ging es nicht nur darum die Krankheit zu verstehen oder wenigstens Präventivmaßnahmen gegen sie einzuleiten, es ging auch um den Erhalt der sozialen Struktur. Denn immer mehr Hochrangige und Führungspersönlichkeiten verließen die Stadt. Folglich kam es öfter zu Plünderungen in diesem Chaos und sogar zu revolutionären Bestrebungen.

Die Ärzte, eigentlich der erste Ansprechpartner, waren mit der Situation komplett überfordert. Dies lag aber vor allem daran, dass sie sich der Krankheit nicht so stellten, wie es ihrer Berufung entsprechend angesagt gewesen wäre, nein sie haben sich eher philosophisch mit ihr auseinandergesetzt und immer wieder „alte Kamellen“ der antiken Lehrer gebetsmühlenartig zitiert, wonach etwa Krankheiten durch spezielle Anordnungen der Himmelskörper entstünden. Für die Kirche war klar, Gott war erzürnt ob der Sünden der Menschheit. In ihrer unnachahmlichen Interpretation mussten die Schäflein also wieder auf den Weg der Tugend geführt werden, in dem man sie vermehrt auf Wallfahrten und Prozessionen schickte. Weiter mussten die sichtbaren Sünden und die schlimmsten Häretiker möglichst schnell ausgemerzt werden. Zu ihnen zählten natürlich die Juden, die einfach nichts mit „der Wahrheit des christlichen Glaubens“ gemein hatten. Des Weiteren warf man ihnen vor, allein für die Kreuzigung Christi verantwortlich zu sein, Blut christlicher Kinder zu benutzen und des Diebstahls geweihter Hostien und was immer der Kirche noch einfiel. Sowohl für Ärzte als auch für die Kirche war der Pestausbruch nur die Folge von bestehenden Bedingungen und nicht die Folge von Ansteckung.
http://www.mittelalter-fuer-jedermann.de.

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